… im besten Fall ‘schön’ — mehr nicht. Vielleicht ein wenig Ausdruck eines Teils davon, aber — ja, wenn es jemand einfach nur ‘schön’ finden würde, dann wär’s das wohl schon wert. Weil… Ja, warum? Weil — auf dieses kleine, ein wenig sonderbare, ‘Schön’ — darauf kann man bauen; man kann es erhalten, pflegen und vielleicht wächst es dann. Aber das ist als Erklärung wohl nicht genug… warte… ich glaub’ — ich versuch’s einfach mal. Wie fang’ ich an? Ja, so— weil das ist mir wichtig an dir — und mir wichtig zu sagen: verlier’ mir nicht den Sinn dafür.
Verlier’ mir nicht den Sinn dafür, weil es das sein wird, was du dann vermissen wirst: es selbst und vor allem — ohne es zu wissen — deinen Sinn dafür; verlier’ mir nicht den Sinn für das, was dich jetzt noch fasziniert. Weil — wenn du jetzt so weitermachst; immer weitermachst, ohne darauf zu hören, was du — nicht funkelnd und strahlend, sondern einfach nur ‘schön’ findest, dann kommt der Punkt, an dem du verbitterst; an dem dir bewusst wird, wie künstlich, wie gestellt das ist, was sie anpreisen. Dir wird bewusst, dass es nur in ihrer sterilen Umgebung funktioniert, dass es in dieser sterilen Umgebung kein Platz für Sonderbares gibt, kein Platz für Tiefe und erst recht kein Platz für etwas, das auf sonderbare Weise irgendwie schön ist. Kein Platz für etwas, das vielleicht sogar das Potenzial hätte, die Leere zu füllen. Und dieses Potenzial hätte es — sogar wenn es das heute noch nicht könnte.
Ich will nicht, dass du eines Tages sehen musst, dass du auf ihr fragiles Gebilde gebaut hast, das aber nur funktioniert, wenn alle Unterschiede und Besonderheiten ausgemerzt sind und alle Annahmen erfüllt. Denn: Wozu bräuchte es Annahmen, wenn sie erfüllt wären?
Und doch: Heute glänzt es mehr als das, was ich versuche, dir zu bieten; vielleicht wird es immer mehr glänzen. Ja, vielleicht wird es immer mehr glänzen — aber: es ist leer. Und: Ich will dich vor dem Punkt bewahren, an dem du auf ihren Glanz gebaut hast und dann doch erkennst: es ist leer. Natürlich ist das nicht meine Aufgabe; natürlich kannst du, ganz leicht, auf dich selbst acht geben; natürlich weißt du, dass vieles nur Glanz und Glamour ist, sich dahinter etwas ganz anderes verbirgt und doch, wenn du weitermachst — immer weitermachst, verlierst du irgendwann den Sinn dafür, was dich früher so begeistert hat, heute noch fasziniert.
Ich will dich vor dem Punkt bewahren, an dem du verbitterst und aufgibst, entweder weil du denkst: “Ich habe alles versucht und es doch nicht geschafft.” oder merkst: “Ich habe es geschafft, aber es ist leer.” Davor will ich dich bewahren, weil du dann den Sinn dafür verloren hättest. Die Verbindung zum Schönen wäre gekappt und nur noch zu ein paar, den besonderen, Anlässen, würde das schöne, neugierige Mädchen zum Vorschein kommen, das einmal fasziniert war. Es wäre schade um das Mädchen, weil genau dieses bisschen sonderbare ‘Schön’, das es erkannte, aus Nichts geschaffen werden kann, für sich schön ist und um seiner selbst willen wert ist, sich damit zu beschäftigen; weil es etwas von dem Wertvollen ist, was die Leere füllen kann. Verstehst du, wie wertvoll das ist? Etwas, das aus dem Nichts geschaffen werden kann und dann schön ist? Wie wertvoll dein Sinn, es zu sehen?
Und: Ich weiß gar nicht, ob ich dir mehr bieten kann — vielleicht… irgendwann, aber in jedem Fall werde ich alles daran setzen, dass es — egal, wie viel es ist — nicht so leer ist, wie das, was du heute siehst und dabei ahnst.
Kommentare von Marco Zander