Eine Esche weiß ich,
Die heißt Yggdrasil –
Den hohen Baum netzt weißer Nebel.

Von ihm kommt der Tau,
der in die Täler fällt;
Spielt mit dem Wind
Und bringt das Leben.

Aufrecht steht die Weltenesche,
Vor dem Mensch,
Wie vor dem Tier.

Und durch die Blätter,
Durch den Nebel,
Rauscht der Wind
Und rauschen wir.

Die Menschen stehen vor der Esche,
Wie die Tiere auf dem Eis,
Manche zittern, manche brechen,
Wenn es knackst –
Das tiefe Weiß.

Viele Dinge könnt sie ihn‘ erzählen,
Von der Tiefe unter ihnen –
Tausend Meter Ewigkeit.
Und vom Unbill, das sie leidet –
Mehr noch als man meint.

Vom Hirsch, der äst in ihren Wipfeln,
Vom Drach’n, der nagt am Fundament,
Und der Fäulnis, die da frisst,
An allem was die Menschheit kennt.

Und als wär das nicht genug,
Liegen Würmer an ihr’n Wurzeln:
Ein ganzes Volk von Zwergen,
Die da brechen und zerfressen
Was der Baum sein Eigen nennt.

Und doch singt sie dem,
Der’s hören will
Ihr zartes Lied
Vom Leben … noch im Sterben –
Mitten in der Ewigkeit.

Davon wie man aus der Tiefe
In den Himmel kommt,
Sich Äxten erwehrt
Mit bloßen Händen;
Wie man selbst als alter Baumengreis
Noch rauscht und singt

In dem Feuer,
Das die Welt,
Die Mauern unsrer Zeit
Und am Ende
Einen auch noch selbst verschlingt.


Marco im Auftrag vom Ilya K.


Ursprünglich steht das Gedicht in der Geschichte: