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„Die Neuplatoniker nehmen an, daß die Menschen, die auf der Welt weniger vollkommen gewesen seien, nach dem Tode zu mehr oder minder vollkommenen Tieren würden, je nach Verdienst; diejenigen z.B., welche die bürgerlichen Tugenden in geringerem Maße geübt hätten [die Detaillisten], würden zu bürgerlichen Tieren, z.B. zu Bienen.“(2014: 349)

Beim Lesen dieser Zeilen kam ich nicht umhin, mich in einer Parallelwelt wiederzufinden; einer grausamen Parallelwelt, die der unseren bis auf eine womöglich als gerecht vertretbare Kleinigkeit gleicht: dass besagte Neuplatoniker nicht nur recht haben, sondern, dass gar all die Tierchen auf unserer Erde einst Menschen waren, die ganz „nach Verdienst“ in diese oder jene Verhältnisse gesteckt wurden.

Bei mir heißt das weiter, dass jedes Tierchen, das gerade irgendwo kreucht oder fleucht, einmal ein Mensch war; heißt, dass jeder Mensch je „nach Verdienst“ einst als so ein Tierchen wiedergeboren wird; heißt, dass je besser es das Schicksal mit dem Tierchen, das da gerade geboren wird, meint, desto besser ist es für den Menschen, der da zuvor starb; heißt, je schlechter es der Tierwelt geht, desto schlechter die Plätze, die da einst auf uns warten.

Und so wanderten meine Gedanken weiter zu den Schweinen, Rindern und Hühnern auf den „Farmen“ und Schlachthöfen, zu dem Aufwachsen zwischen den Leichen deiner Artgenossen, zum Leben in den eigenen Fäkalien, zu der Unausweichlichkeit mit der dein Leben zwischen einigen Stahlstangen diesen vorgefertigten, grausamen Verlauf nimmt, zu dem Ende, wenn neben dir deine quietschenden Leidensgenossen erschossen oder aufgeschlitzt werden – du darauf wartest, dass du an der Reihe bist.

Was, wenn es stimmt, dass heute über 90% aller Säugetiere leben, um geschlachtet zu werden? Was ist, wenn ich … in diesem Moment … so unvollkommen, d.h. so wenig meinem Wesen entsprechend, so fehlerhaft, so über meine Verhältnisse hinaus lebe, dass ich solch eine Leidensübung wie diese armen Wesen aufgetragen bekommen werde? In einer Welt, in der es alltäglich ist, dass das geschieht, in der es normal, der gesellschaftliche Default, ja sogar gewinnbringend ist: Was wäre, wenn es da gar nicht viel dazu bräuchte, so fehlgeleitet zu leben, dass ich das verdiente?

Und … ich verdiente es.


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Literaturverzeichnis