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Und während sich die Welt auslebt, liege ich noch immer da; sehe, wie es tropft und tropft… ihr Leben… von meiner weißen Zimmerdecke… mir direkt in die Augen und dann brennt es… und dann juckt es… und dann ekelt es mich vor der Flüssigkeit. Und ich hätte das alles verhindern können, hätte ich sie nur rechtzeitig zugemacht, hätte ich mich einfach nur hingelegt und geschlafen; mir irgendwas auf Netflix angesehen, durch ein Insta-Feed gescrollt oder wenigstens mein Buch gelesen. Wär’ gar nicht so schwer gewesen: Am nächsten Morgen nur unter die Dusche, die Augen auswaschen und überhaupt nichts davon bemerken… weiterlaufen und immer weiterlaufen, vorbei an selbstsicheren Menschen, die mir nun endlich auch gar nicht mehr suspekt sind, weil ich nicht mehr die Zeit habe, noch irgendwas infrage zu stellen: ich überhole sie jetzt sogar… zumindest ein paar von ihnen. … Am nächsten Morgen dann wieder unter die Dusche, die Augen auswaschen und überhaupt nichts bemerken. … Ja, wär’ gar nicht so schwer gewesen. 

Doch so liege ich nun da und betrachte meine Zimmerdecke: Sie ist noch immer weiß und leise. Und je länger ich daliege — Wochen, Monate, Jahre — , desto stärker wird der Ekel. Und er tropft und tropft. Ich muss bei ihm an den Schoß einer schönen Frau denken. Es tropft und tropft wie der Liebessaft von guten Freunden aus dem Inneren einer schönen Frau: langsam, träge, aber unerbittlich; trotzdem noch genug in ihr, um… den Fortbestand der Spezies sicherzustellen. Dieses Bild vor Augen stehe ich auf und gehe vor die Tür, biege aus meinem Innenhof auf die Straße um die Ecke und da steht sie: in ihrer ganzen Schönheit, zwar nicht die schönste aller möglichen… Frauen, aber doch… nun… schwarze Schminke, weiße Haut… ein gewisser Reiz ist unverkennbar… zumindest, solange man die Gedanken an all die anderen verdrängen kann. Am liebsten würde ich mich umdrehen, einfach weitergehen oder sie anschreien, was die ganze Scheiße denn soll. Doch ich mache “Oh.” und schaue ihr falsch glücklich grinsend ins Gesicht. In mir zieht sich etwas zusammen, wir führen Smalltalk. Ist gar nicht so schwer, aber anfassen möchte ich sie nicht. Zum Schluss umarmen wir uns und ich mache einen Schritt in Richtung Bioladen. Dort begrüßt sie mich. Diesmal als Verkäuferin. Es ekelt mich, wir sprechen. Ich möchte mich nicht mit ihr unterhalten, sage irgendwas, von dem ich noch während ich es ausspreche, bemerke, dass ich sie damit nur beeindrucken will. Am Ende berühren sich kurz unsere Hände und es schüttelt mich als ich daran denke, was sie vor kurzem noch in diesen zarten Händen hielt; schaue ihr ins Gesicht, denke daran, was gerade noch zwischen diesen roten Lippen war. … Dann wache ich auf. Ich war nur kurz eingenickt. Meine Zimmerdecke ist noch immer weiß und leise. Ich werde den Gedanken nicht los, dass… und dann ist es auch vorbei. 


Marco