Stinkend, mit verfilztem Fell und der Aussicht auf eine Gaskammer war Sam in einer ungarischen Tötungsstation gelandet. Zuvor waren seine früheren Besitzer angeblich in die Stadt gezogen und hatten ihn zurückgelassen. So musste er sich durchkämpfen und — wie wir leidvoll erfahren mussten — auch in der Lage sein, seine Nahrungsversorgung notfalls selbst sicherzustellen.
Die ersten fünf Lebensweisheiten, die mir Sam lehrte, gibt es jetzt:
- Gib niemals auf, auch wenn deine Lage aussichtslos scheint
Hierzu muss ich nicht viel sagen: Zunächst verlassen und enttäuscht worden …von Menschen, die bis zu diesem Zeitpunkt einen Großteil deines Lebens ausgemacht haben. Dann schlägt man sich selbst durch, kämpft sich langsam wieder von einem zum nächsten Tag … bis Fremde kommen, einen einfangen und wegsperren. Einen Ausweg gibt es nicht. Man kann sich nicht vorstellen, wie man aus dieser Situation wieder rauskommen soll, wie es sich bessern soll. Wenn das Einzige, was du dann noch tun kannst, ist, in die Kamera zu lächeln und auf bessere Zeiten zu warten, dann gib trotzdem niemals auf, egal wie aussichtslos deine Lage gerade scheint.
- Gib niemanden auf, egal wie kaputt jemand wirken mag
Egal, wo er oder sie herkommt, egal, wie niedergeschlagen jemand ist, egal, was dein erster Eindruck sein mag und wie seine Aussichten auf Erfolg zunächst scheinen mögen: Gib dieser Person eine Chance. Sei erst einmal offen, freundlich und gib ihr eine Chance zu wachsen. So kannst du immer Hoffnung spenden, Kraft geben und am Ende geht es dir so sogar selbst besser. Auf andere Menschen magst du selbst einmal wie ein hoffnungsloser Fall gewirkt haben, unfähig hohen Erwartungen gerecht zu werden. In jedem Fall wirst du aber nicht ausschließen können, dass du dich selbst einmal in einer aussichtslosen Lage befindest, deswegen: Gib niemanden auf, auch wenn er dir das erste Mal runtergekommen, bei beschi***** Wetter und niedergeschlagen begegnet.
- Liebe muss man nicht verstehen
Objektiv gesehen ist es vorzuziehen, gemütlich eine Weile auf dem Damm zu spazieren, als fünf Kilometer mit einem Kackbeutel in der Hand alle paar Meter stehen bleiben zu müssen, weil die Begleitung an den nächsten Baum pinkeln will. Trotzdem freut man sich über die Begleitung. Ergo: Um für jemanden etwas ganz besonderes zu sein, musst du nicht der oder die Beste sein. Darfst du deine Mäkel haben. Wenn die Chemie stimmt, wird die andere Person dich trotzdem lieben und von Zeit zu Zeit sogar besonders deswegen lieben. … Insbesondere, wenn du dich mit ihr auf den nächsten Berg hochkämpfst …
- Zeige Menschen, dass sie dir etwas bedeuten
Hunde haben den Vorteil nicht reden zu können und: manchmal reichen auch Blicke aus, aber nicht immer. Dann sollte man Menschen, die einem etwas bedeuten, auch einfach einmal berühren, sich anschmiegen, in ganz schwerwiegenden Fällen ablecken (und wer dann noch nicht wegläuft… nun: da kann man dann bleiben 😉 )*. Manchmal weiß man nicht, ob eine Umarmung jetzt angebracht ist oder nicht, ob jemand eine Berührung jetzt falsch auffassen wird, man sich dafür vielleicht noch nicht gut genug kennt. Den Menschen, die sich fragen, ob man mit einer Berührung womöglich die Intimsphäre des Gegenübers verletzen würde, kann ich getrost raten: Berührt mehr!
Und zu guter Letzt:
- Wenn die Kamerageilheit in Ungarn schon so gut funktioniert hat, dann bloß nicht damit aufhören, wenn man nach Deutschland kommt:
Kommentare von Marco Zander